20 Jahre Kampagne für Gutes Bier (KGB)

von Conrad Seidl 11/06/2022
Nachrichten
20 Jahre Kampagne für Gutes Bier (KGB)

Wien - Die Bierwelt war zweifellos eine andere, als vor 20 Jahren in Wien die "Kampagne für Gutes Bier" ins Leben gerufen wurde. Der Name und das provokante Kürzel "KGB" lehnten sich an das Vorbild der noch drei Jahrzehnte älteren "Campaign for Real Ale" (CAMRA) an - also an jene Konsumentenorganisation, die sich in Großbritannien für die Erhaltung traditioneller Pubs, kleiner Brauereien und fassgereifter Ales stark macht.

Fassgereiftes Ale gibt es zwar im deutschsprachigen Raum immer noch bloß in winzigen Nischen - aber das Anliegen, gutes Bier in breiter Auswahl zu fairen Preisen angeboten zu bekommen, wird von KGB-Obmann Gerhard Halusa weiterhin hochgehalten. In seiner Bilanz zum 20. Geburtstag der Organisation verwies Halusa auf die gewachsene Vielfalt an Bieren, die heute zu bekommen sind - darunter Bierstile, die vor 20 Jahren noch gar nicht vorstellbar waren. Damals war man ja schon froh, wenn man irgendwo ein India Pale Ale kosten konnte - während man heute von West- und East-Coast IPAs, von New England IPAs und sogar von Mid-Coast- und Glitter-IPA als eigenen Stilrichtungen spricht. "Jeden Augenblick entsteht ein neues Bier, jeden Augenblick entsteht ein neuer Stil", freute sich Halusa.

Die Kampagne hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, Konsumenten die stilistische Vielfalt etwa durch geführte Verkostungen nahezubringen und den Blick der Bierfreunde auf die Qualität der Biere zu lenken: Nicht alle Biere aus Kleinbrauereien sind schon deswegen gut, weil sie aus kleinen Brauereien kommen - und vielfach liefern mittlere und große Brauereien gutes Bier aus, das dann auf den letzten Metern zwischen Fass und Gast durch schlechte Leitungspflege und liebloses Zapfen verdorben wird. Bierpapst Conrad Seidl mahnte die Mitglieder der Kampagne, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, sondern weiterhin wachsam zu sein und mit Auge, Nase und Zunge die Bier- und Schankqualität zu beobachten und nachlässige Gastronomen freundlich, aber bestimmt auf Fehler aufmerksam zu machen. 

Abgerundet wurde die Feier im Österreichischen Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum durch einen Vortrag von Andreas Urban zur Geschichte der Schwechater Brauerei. Urban ist Präsident des Bundes Österreichischer Braumeister und Brauereitechniker und seit zwei Jahrzehnten Braumeister der Schwechater Brauerei, über die er auch ein Buch verfasst hat. In seinem Festvortrag spürte er nicht nur den Wurzeln des Braugewerbes und der Brauindustrie vor den Toren Wiens nach, sondern gab tiefe Einblicke in die Entwicklung der Vermälzungstechnologie und die technisch-wissenschaftlichen Grundlagen, die 1841 zur Entwicklung des Bierstils Wiener Lager geführt haben. 

https://www.kgbier.at/