Brüssels Börse beherbergt nun Beer World

von Conrad Seidl 24/09/2023
Nachrichten
Brüssels Börse beherbergt nun Beer World

Brüssel - Die belgische Brauwirtschaft ist nicht für Bescheidenheit bekannt - schon bisher hat sie auf der Grand Place in Brüssel das repräsentative Brauerhaus, in dessen Keller es ein kleines Museum gibt. Aber 200 Meter entfernt steht das nicht weniger stolze Börsengebäude, das in den Jahren 1868 bis 1873 von Léon Pierre Suys im Neo-Renaissancestil errichtet worden ist - und das seine eigentlliche Funktion verloren hat, seit die Börse Euronext 1996 ausgezogen ist. Nach einer mehr als zehn Jahre dauernden Vorbereitungszeit und mehreren Verschiebungen des Eröffnungstermins ist im September 2023 hier die Belgian Beer World eröffnet worden.

Über eine breite Prunkstiege steigt man dem König des Bieres entgegen - als solchen feiern die Belgier den Jan I., einen historisch nicht sicher verortbaren Herzog von Flandern und Brabant, der unter dem Namen Gambrinus legendär geworden ist. Und dieser thront nun überlebensgroß und vergoldet auf einem Bierfass. Der König des Bieres: ein Belgier. Sehr viel mehr muss man nicht wissen, sehr viel mehr erfährt man in der pompösen Inszenierung auch nicht. 

Denn die Beer World wendet sich nicht an Historiker oder Bier-Experten, sondern will Menschen mit wenig Bierwissen an die Grundlagen des Brauens und des Biergenusses heranführen. Entsprechend moderner Museumskonzeption sind in der Beer World nur wenige Sachexponate zu finden - die in anderen Biermuseen dominierenden kupferblitzenden historischen Sudpfannen, altehrwürdigen Küferwerkzeuge und endlosen Reihen von Flaschen, Emailleschildern und Biergläsern mussten hier Platz für interaktive Bildschirme, an denen man ein Grundwissen über Rohstoffe, Gärung und Braurezepte abrufen und überprüfen kann. So soll man in die Rolle eines Bierbrauers schlüpfen und virtuell sein eigenes Bier kreieren. 

Und zum Schluss geht es auf die Terrasse, auf der jeder Gast eine kleine Bierprobe erhält, einen eindrucksvollen Blick über die Brüsseler Innenstadt gibt es obendrauf. 

Das Museum bietet nebenbei (und ohne die 17 Euro Eintritt zahlen zu müssen) die Möglichkeit, die Architektur des um 99 Millionen Euro renovierten Börsengebäudes zu bewundern. „Die Börse war schon immer ein sehr geschlossenes Gebäude, das für Menschen nicht leicht zu betreten war, obwohl sie inmitten dieser sehr zentralen Alleen in Brüssel liegt, wo sich viele Menschen versammeln. Das Gebäude stellte eine Art Grenze dar, die den öffentlichen Raum geteilt hat“, sagte Staatssekretär für Stadtentwicklung Ans Persoons anlässlich der Eröffnung: "Und jetzt ist es zu einer Art überdachter Straße geworden, durch die man einfach hindurchgehen kann und in der Ausstellungen, Aufführungen und andere Veranstaltungen organisiert werden. Ich hoffe, dass sich Belgier, Touristen und sicherlich auch Brüsseler hier sehr wohl fühlen werden".

Die Ausstellung ist für mindestens 15 Jahre im Börsengebäude untergebracht. Sie soll auch den Belgiern das Bier wieder näher bringen: Aufgrund gesundheitlicher Bedenken und strengerer Vorschriften nimmt der Bierkonsum in ganz Europa ab. In Belgien betrug der Gesamtverbrauch im Jahr 2022 6,9 Millionen Hektoliter, ein Rückgang gegenüber 8,7 Millionen im Jahr 2009 und 12 Millionen im Jahr 1990. Erwartet werden 450.000 Besucher im Jahr. Zum Vergleich: Das Brüsseler Atomium besuchen jährlich 600.000 Touristen, das Guinness Storehouse in Dublin 1,2 Millionen. 

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