Hopfenpflanzern laufen die Kosten davon

von Conrad Seidl 20/06/2022
Nachrichten
Hopfenpflanzern laufen die Kosten davon

Wolnzach - „Viele Hopfenpflanzer fragen sich, ob sie zukünftig noch kostendeckend Hopfen produzie­ ren können, insbesondere wenn die Preissteigerungen so weitergehen", erklärt Erich Leh­mair, Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbandes. In der aktuellen Ausgabe der Hopfen-Rundschau verweist er darauf, dass die 3 D massiv teurer geworden sind: Diesel, Dünger, Draht - für diese Dinge, die Hopfenbauern gerade jetzt in der ersten Jahreshälfte brauchen, müssen sie deutlich tiefer in die Tasche greifen als früher. Düngemittel zum Beispiel kosten jetzt laut Lehmair teils das Vierfache. Und es bleibe schließlich nicht bei den Ausgaben, die im Frühjahr anstehen. „Da kommt dann ja im Laufe der Saison noch mehr", wird Lehmair zitiert. Stand heute gehe man davon aus, dass die Produktionskosten im Hopfenbau zum Ende des Jahres um 30 Prozent gestiegen sein werden. 

Der Hopfenmarkt unterliegt stets besonderen Bedingungen, die Ernten (und die Qualitäten) dieser Sonderkultur weisen starke Schwankungen auf, die Nachfrage hat gerade während der Corona-Pandamie auch negative Überraschungen gebracht: Obwohl der Hopfen nur begrenzt lagerfähig ist, drücken volle Lager und ein gesunkener Bierabsatz auf die Preise. Der auf Importe angewiesene russische Markt ist gleichzeitig sanktionenbedingt weggebrochen, ebenso jener von Belarus und de facto auch jener der Ukraine. Diese Märkte nehmen üblicherweise sechs bis sieben Prozent der deutschen Hopfenernte ab.

Was die Preisentwicklung betrifft, liegt die zusätzliche Bri­sanz beim Hopfenbau in den langjährigen Lieferverträgen, berichtet das Fachblatt: „Auf der einen Seite steigen zwar die Kosten, auf der anderen Seite steigen aber die Verkaufserlöse nicht mit und können nicht einmal verhandelt werden, da die Preise in Vorkontrak­ten fixiert sind." Lehmair. erklärt, dass rund 90 Prozent der deutschen Hopfenernte für die nächsten drei Jahre bereits verkauft sind. Grundsätzlich sollen diese mehrjährigen Vorverträge - sie laufen teilweise bis zu zehn Jahren - den Pflanzern eine gewisse Sicherheit vor Preisschwankungen auf dem Hopfen­ markt geben. „Jetzt könnte genau dieser Vorteil aber zum Nachteil werden", befürchtet der Fachmann. Denn die Logik der Vorverträge beruhe auf der Annahme von überwiegend stabilen Rahmenbedingungen. Zwar müsse man immer von gewissen Preissteigerungen ausgehen, sie seien im normalen Ausmaß akzeptabel und in den Verkaufsüberlegungen auch eingepreist. „Die Preissteigerungen der letzten Wochen sind aber definitiv nicht mehr normal", sagt der Verbandsge­schäftsführer. Sollte sich das Ganze nicht wieder einigermaßen einpendeln, könnte die Hopfenproduktion für einzelne Pflanzer gar zum Verlustgeschäft werden. „Dann kann teils kein Gewinn mehr erwirtschaftet werden."

https://www.deutscher-hopfen.de/