Schweizer Brauer hoffen auf Trend zu Spezialbieren

von Conrad Seidl 27/04/2020
Nachrichten
Schweizer Brauer hoffen auf Trend zu Spezialbieren

Zürich - Während die Schweizer Brauereien unter dem Einbruch des Gastro-Geschäfts leiden, sehen sie einen Hoffnungsschimmer, berichtet die Schweizer Sonntags Zeitung. Gerade den kleinen Brauern könnte ein Trend in die Hände spielen, der sich schon länger abzeichnet: Der Bierdurst der Schweizer bewegt sich weg von Durstlöschern und hin zu Spezialgetränken, etwa Starkbieren, hopfigen IPAs oder Weizen. Deren Marktanteil nahm in den vergangenen Jahren stetig zu und lag im vergangenen Jahr bei 18 Prozent. Lagerbier ist mit 40 Prozent zwar weiter Marktführer, doch der Anteil sinkt. 

Die Schweiz verfügt derzeit über die größte Brauereidichte der Welt, die Zahl der Braustätten in der Schweiz ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert, wobei die meisten Brauereien nebenberuflich betriebene Hausbrauereien sind. Als Braustätte wird gezählt, wer berufs- oder hobbymässig mehr als vier Hektoliter (400 Liter) Bier pro Jahr braut oder dieses unabhängig von der Menge verkauft. Ende März 2020 führte die Eidgenössische Zollverwaltung insgesamt 1141 Betriebe in ihrem Verzeichnis. Das sind fast doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren.

Als Beispiel zitiert die Zeitung Markus Friedrich, Besitzer der Brauerei Ahoi in Schlieren: Einmal mehr sei er mit seiner Entscheidung entgegen der Erwartungen richtig gelegen. So stellt er etwa ein Starkbier her, das in karibischen Rumfässern lagert. Eigentlich habe er daran gezweifelt, dass das im Sommer gut ankomme, "doch solchen Bieren tut es gut, wenn sie länger lagern – das ist bei der geringeren Nachfrage natürlich hilfreich." 

Bei Ahoi Bier kamen bisher rund 70 Prozent des Umsatzes aus der Gastronomie, zwanzig von Events wie Bierfestivals. All das ist nun weggebrochen. "Hätte ich ausgebaut, würde es nun kritisch", sagte Friedrich der Sonntags Zeitung. Das Personal hätte nichts mehr zu tun, Anlagen stünden still. Doch da er immer noch eine One-Man-Show ist, auf seinem selbstgebauten Sudwerk können 1,2 bis zwei Hektoliter Bier pro Brauvorgang hergestellt werden, ist er flexibel und kann auch einmal eine Weile pausieren.  

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